Gedanken der Künstler in Bilder gefasst
Jeder Künstler träumt natürlich davon, dass möglichst viele Betrachter auf sein Werk aufmerksam werden. Einige schaffen es, alleine der Name reicht oft, und das Werk ist bereits „Kunst“. Aber es gibt auch die Vielen, deren Werke in der Öffentlichkeit kaum gesehen werden, obwohl sie es eigentlich verdient haben. Entweder sind sie handwerklich sehr gut gelungen, oder sie wollen eine Botschaft rüberbringen, die man erst auf den zweiten Blick und nach langer Betrachtung wahrnimmt. Und dann gibt es natürlich auch die Werke, die einen unsicher machen, weil sie scheinbar nichts mit Gegenständlichem, Verständlichen zu tun haben. Oft hört man dann auch: „Soll das Kunst sein ?“ Aber genau das wollen oft diese Künstler. Sie wissen, der Betrachter macht sich Mühe, das Werk zu verstehen. Man spricht drüber, und über den Künstler.
Und nun gibt es eine wunderbare Chance sich zu präsentieren. – mindestens 20 Mal im Jahr, vor vielen Menschen –im Verlauf der Trauerfeiern. Der Fokus der Besucher ist bei den Anlässen zwar grundsätzlich ein anderer, aber der Mensch lässt nun mal seine Augen kreisen. Ansonsten könnte man sich ja auch die Kunst in den Kirchen sparen.
Die Ortsgemeinde Mommenheim befasste sich mit dem Thema „Kunst am Bau“ für seine Neue Friedhofshalle. Bereits im Sommer wurden die Mommenheimer Künstler der ehemaligen Künstlergruppe „MomArt“, aber auch einige bekannte Künstler aus der Umgebung angeschrieben. „Als typische Rheinhessische Gemeinde wollten wir Künstlern aus unserer Umgebung die Chance geben, sich zu präsentieren“, teilte der Mommenheimer Ortsbürgermeister Hans-Peter Broock mit. Immerhin konnten einige Werke der Künstler bereits im Jubiläumsjahr überzeugen.
Ausgeschrieben wurde für das ausgewählte Werk ein Preisgeld von 5.000 €. Genauer gesagt wurde es ausgeschrieben für 2 Gemälde an den Seiten der Friedhofshalle. Da man Transparenz von außen wollte, kamen farbige Kirchenfenster nicht infrage, auch Kunst aus Metall und Holz nicht. Und so sollten die interessierten Künstler Entwürfe im Maßstab 1:10 einsenden. 5 Entwürfe gingen schließlich ein, die nach einem streng vorgegebenen Regelwerk bewertet wurden. Die beiden Mommenheimer Pfarrer Kochimankary und Stegmann sollten natürlich dabei sein, denn sie sollen schließlich in der Neuen Friedhofshalle die Trauerfeiern gestalten. Und es waren 2 anerkannte und studierte Künstler dabei, beide Kunstlehrer an Gymnasien: Dörte Neumann-Scheck aus Mommenheim und DeePee aus Mainz. Der Architekt Bardo Kleinschmitt hatte die Aufgabe darauf zu achten, dass die Philosophie des Künstlers im Einklang mit seiner Philosophie beim Bau ist. Und Hans-Peter Broock als Vertreter des Trägers und das Gemeinderatsmitglied Sigrid Niemann sollten “aus Sicht der Bürger“ urteilen.
Ja, es wurde richtig spannend: Es stand nicht nur das eigentliche Werk im Fokus, sondern auch das Motiv, welches der Künstler mit dem Bild rüberbringen wollte. So wurde der ewige Kreislauf von Werden und Vergehen, Leben und Tod dargestellt, in dem ein Vergleich mit den Fischen im Strom hergestellt wurde, wie ein ewiger Zug des Menschen im Fluss des Lebens. Ein anderer Entwurf befasste sich mit Symbolen, die das Leben charakterisieren: eine Friedenstaube, ein Segelschiff, Herzen und Schmetterlinge. Das muss nicht beschrieben werden, dass versteht der Betrachter. Ein Werk verbindet die christlichen Gemeinden Mommenheims, aber auch andere Glaubensgruppen mit dem Leben, dessen Verlauf durch einen Sonnenauf- und einen Sonnenuntergang dargestellt wird. Strahlende und deutlich getönte Farben dramatisieren das Auf und Ab im Lebenslauf. Deutlich unterschiedlich zu den anderen Entwürfen ist eine farbenfrohe Installation, die man zunächst nicht in einer Friedhofshalle vermutet. Abgestimmt auf die Philosophie des Architekten, der ein auf den Tagesablauf ausgerichtetes Kreuz in das Zentrum der Friedhofshalle platzierte, schmücken, sternengleich, farbige Kreise die Seitenwände. Kreise gelten schließlich seit Pythagoras als die vollkommenste Form, aber auch für das Göttliche. Der fünfte Entwurf befasst sich mit dem Himmel und unserer rheinhessischen Landschaft. Man betrachtet das Leben in alle Himmelsrichtungen, und steht doch immer im Zentrum. Die Himmelsrichtungen symbolisieren gleichzeitig „Glauben“, „Liebe“, Frieden“ und „Hoffnung“.
Marianne Schmitz aus Mommenheim und Claudia Schmitz, die jetzt in Berlin lebt und arbeitet, die Köngernheimerin Usch Quednau, der Niersteiner Eckhard Meier-Wölfle schickten Entwürfe ein, genauso wir die MomArt- Künstler Jutta Blauth, Manfred Jochum und Manfred Schumacher mit einem gemeinsamen Entwurf. Alle Entwürfe können ab sofort im Mommenheimer Ratssaal „begutachtet“ werden. Die Würfel sind allerdings längst gefallen. Wer sich mit seinem Werk letztlich an den Wänden der neuen Friedhofshalle präsentieren darf, erfahren Künstlerinnen und Künstler wie auch die Bürgerinnen und Bürger erst am 9.12.2017 um 14 Uhr im Rahmen der feierlichen Einsegnungsfeier der Neuen Friedhofshalle.