Verkürzte Isolation für infizierte Personen, keine Quarantäne mehr für Kontaktpersonen: Mit
den aktuellen Regelungen des Landes Rheinland-Pfalz greifen weitere Lockerungen. „Damit
wird den Menschen nach über zwei Jahren Pandemie ein weiterer Schritt in Richtung
Normalität gegeben“, begrüßt Dr. Dietmar Hoffmann, Leiter des Gesundheitsamtes Mainz-Bingen.
Die gute Nachricht: Es sei damit zu rechnen, dass die Zahlen unter anderem wegen des
saisonalen Effektes weiter sinken werden. Zudem gibt es derzeit keine Überlastung auf den
Intensivstationen in den Krankenhäusern. Wenngleich das Personal bis an die Grenze arbeitet,
denn die Behandlung und Isolation der infizierten Patienten auf den Normalstationen verlangt
weiterhin vollsten Einsatz.
Das Virus sei mittlerweile endemisch, werde nicht mehr verschwinden und uns auch in der
kommenden Zeit begleiten. „Wir nehmen an, dass mit Corona über kurz oder lang ähnlich wie
mit Influenza umgegangen wird“, so Dr. Hoffmann. Darüber hinaus wurde den Bürgerinnen
und Bürgern mittlerweile ausreichend die Möglichkeit geboten, sich impfen zu lassen. „Die
Impfung bietet einen guten Schutz vor schwerwiegenden Verläufen“, so der zuständige
Kreisbeigeordnete Erwin Malkmus.
Auch innerhalb des Gesundheitsamtes Mainz-Bingen selbst scheint sich die Lage allmählich zu
beruhigen, obwohl die Pandemie die Behörde weiterhin fordert. „Wir gehen nach wie vor
jedem Corona-Fall nach, der uns von den Laboren gemeldet wird. Das ist immer noch ein
hoher Aufwand, aber für uns derzeit gut zu schaffen“, sagt der Gesundheitsamtsleiter. Das
bietet die Möglichkeit, wieder Stück für Stück Aufgaben zum Beispiel aus dem Amtsärztlichen
Dienst oder die Schuleingangsuntersuchungen aufzunehmen, die aufgrund der Pandemie
leider zurückgestellt werden mussten. Zum Vergleich: In der Hochzeit waren zwischenzeitlich
bis zu 30 zusätzliche Mitarbeitende sowie weitere Einsatzkräfte der Bundeswehr zur
Unterstützung vor Ort eingesetzt. Inzwischen ist die Hilfe der Bundeswehr schon länger nicht
mehr nötig und es sind nur noch zwölf Mitarbeitende zusätzlich eingesetzt. Diese kümmerten
sich vor allem um die Kontaktpersonennachverfolgung. „Alle Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter waren sofort bereit, einzusteigen und haben vollen Einsatz gezeigt“, bedankt sich
Malkmus. „Sie können jetzt Kraft sammeln für die bevorstehenden Aufgaben“.
Denn diese werden nicht weniger – so kam zuletzt im März die Umsetzung der
einrichtungsbezogenen Impfpflicht hinzu. Nach derzeitigem Stand haben sich bislang 325
Einrichtungen aus dem Landkreis Mainz-Bingen und der Stadt Mainz beim Gesundheitsamt
registriert. Darunter befinden sich kleine Praxen, aber auch große Krankenhäuser aus der
Region. Dabei seien inzwischen knapp 170 Bußgeldverfahren eingeleitet worden, nachdem
diese Fälle vom Gesundheitsamt bearbeitet und innerhalb einer vorgegebenen Frist dezidiert
Nachweise nachgefordert wurden. Betretungsverbote für die Einrichtungen mussten bislang
nicht ausgesprochen werden.
Unabhängig davon betont Dr. Dietmar Hoffmann mit Blick auf die gesamte Situation, dass es
weiterhin eine sehr individuelle Entscheidung bleibe, wie mit der Corona-Situation
umgegangen werde. „Viele bleiben vorsichtig, tragen ihre Maske – einige ganz bewusst aus
einem guten Grund“. In diesem Zusammenhang ruft der Kreisbeigeordnete Erwin Malkmus
weiter zur Achtsamkeit auf: „Wie sich das Infektionsgeschehen im bevorstehenden Herbst und
Winter auch im Hinblick auf neue Virusvarianten entwickelt, ist schwer vorhersehbar“.
Deshalb sei wichtig, Vorkehrungen zu treffen – so wird zum Beispiel das Impfzentrum in der
Stadt Mainz vorgehalten, um für entsprechende Entwicklungen gewappnet zu sein. Daneben
gehört auch, die Infrastruktur im Gesundheitsamt zu verbessern. „Hier müssen wir dringend
nachjustieren. Von den fast 100 Mitarbeitern sitzen mittlerweile einige beengt im Keller, weil
es nicht genug Platz gibt“, so Malkmus. Deshalb will der Landkreis auch ein neues Gebäude in
der Nähe des Europakreisels kaufen. Dies wird dann die Situation verbessern. Und trotzdem
halten Malkmus und Dr. Hoffmann insgesamt fest: „Das Virus hat ein klein wenig an Schrecken
verloren“.